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Erzdiözese München und Freising - Schulreferat / Fachbereich Schulpastoral: Dr. Gabriele Rüttiger

Für die Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien - Anregungen zu einer Zeit der Besinnung

 

Möglicher Rahmen

-         einer thematischen Frühschicht

-         einem thematischen Pausengebet

-         einem thematischen Gottesdienst

 

 

Möglicher Ablauf

 

  

Anmerkung

 

Die folgenden Texte sind als Anregungen gedacht. Sie sollten dem Alter der Schüler und Schülerinnen und der Situation in der Schule entsprechend umformuliert werden.

  

 

Gedanken zur Hinführung

 

  • Menschen sind nach Südostasien geflogen, um dort Urlaub zu machen, um zu entspannen, eine Traumlandschaft zu genießen, mit Familie und/oder Freunden zusammen zu sein. Dann der Bruch: Gefährdung des eigenen Lebens, Trennung von Familie und/oder Freunden, Zerstörung oder Verschwinden der Traumlandschaft …
  • Viele Menschen – auch hier bei uns – haben Angehörige durch den Tod verloren: Kinder, Partner, Familienangehörige, Freunde, Schulkameraden, Verwandte, Arbeitskollegen. Viele von diesen Menschen gelten als vermisst. Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr gefunden werden. Deren Angehörige leben in der Spannung von Hoffnung und Angst.
  • Viele Menschen haben die Erde in einer großen Ambivalenz erfahren: Die Erde ist der Grund, auf dem wir leben – Erdbeben gefährden und/oder zerstören den Existenzgrund.
  • Menschen fragen nach dem Sinn, fragen nach dem Warum, fragen nach Gott.

Zum Jahresbeginn 2005 hat sich der Vorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, in einer Fernsehansprache zu den Schrecken der Flutkatastrophe geäußert: „Über den Abgrund tausendfachen Todes führt für mich nur eine Brücke, die Gottvertrauen und Mitmenschlichkeit als ihre beiden Stützen hat. Mit dem Beter des Alten Testaments frage ich: Woher kommt mir Hilfe? Ich finde sie bei Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. …

Auch ich habe in den letzten Tagen mit der Frage gerungen, wie Gott den Tod so vieler Menschen zulassen kann. Ich kann es nachempfinden, wenn Menschen in einer solchen Lage an Gott zweifeln, ja verzweifeln. Und doch weiß ich keine andere Zuflucht aus diesem unbegreiflichen Leid als ihn. Ich glaube fest, dass Gott nicht den Tod, sondern das Leben will. An ihn richte ich mein Gebet – an Gott, der sich uns Menschen in seiner Liebe zuwendet. An ihm will ich mich angesichts des unfassbaren Schreckens orientieren. Dann sehe ich nicht nur Unglück und Tod. Ich sehe auch Spuren und Zeichen der Liebe. Der unermüdliche Einsatz von Helferinnen und Helfern zeugt davon. Die großen und kleinen Spenden tragen bei zu einer Brücke der Menschlichkeit. Die angekündigte Partnerschaft beim Wiederaufbau der betroffenen Länder weist in diese Richtung.“

 

 

Mögliche Texte und Gebete[2]

 

Gott,

unsagbares Leid ist vielen Menschen widerfahren.

Weltweit trauern Menschen um ihre Lieben,

die sie in den Fluten verloren haben.

Wir alle haben in diesen Tagen erfahren müssen,

wie Leben endet, wie Hoffnungen zerbrechen

und Lebensgrundlagen zerstört werden.

Wir haben erfahren,

dass unsere Welt nicht frei ist von Unheil.

In unserer Ohnmacht, Trauer und Klage kommen wir heute zu dir.

Wir bringen vor dich unser Leid und unseren Schmerz.

Wir suchen Antworten auf unsere Fragen

und Trost in unserer Not.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die ihr Leben bei der Flutkatastrophe verloren haben.

Wir bitten dich für alle,

die um einen lieben Menschen trauern.

Wir bitten dich für die vielen Menschen,

die ihr Hab und Gut verloren haben und jetzt vor einem Nichts stehen.

 

Gott, du gibst uns Kraft und Stärke.

Richte uns auf,

bewahre uns vor Verzweiflung,

gib uns allen Hoffnung und Zuversicht,

besonders aber denjenigen,

die unmittelbar von der Flutkatastrophe betroffen sind.

Lass Menschen an ihrer Seite sein,

die ihnen in ihrer großen Not beistehen.

So bitten wir dich.

Amen.

 

 

Oder:

 

 

Vater im Himmel,

 

ein großes Unglück ist geschehen.

Wir sind erschrocken und ratlos.

Warum müssen so viele Menschen ihr Leben verlieren?

Warum müssen die einen leiden

Und die anderen bleiben verschont?

 

Wir wissen keine Antwort.

 

Gott, wir bitten dich:

Steh den Menschen bei,

die von der Flutkatastrophe schwer getroffen sind.

Lass sie nicht verzweifeln.

Mach uns bereit,

dort zu helfen, wo wir Leid lindern können.

Halte zu uns,

auch wenn wir an dir unsicher werden

und deinen Willen nicht verstehen.

 

Behüte und bewahre unser Leben.

 

Amen.[3]

 

 

 

Oder:

 

 

 

 

Gott,

wir können es nicht fassen.

 

Eine/r von uns

Ist nicht mehr da.

Ihr/sein Platz ist leer,

nicht für ein paar Tage

wie sonst,

sondern für immer.

 

Wir wollen sie/ihn

nicht vergessen,

 

ihren/seinen Namen,

ihr/sein Gesicht,

ihr/sein Wesen.

Sie/er soll in unseren Gedanken

bei uns sein.

 

Du aber, o Gott,

schreib ihren/seinen Namen

ins Buch des Lebens,

damit sie/er bleibt

in Ewigkeit.

 

Amen.[4]

 

 

 

 

 

 

Fürbitten / Bitten

 

L: Wir beten zu Gott, der alle Zeit in Händen hält:

 

S: Wir können noch immer nicht fassen, was durch die Flutkatastrophe in Südostasien geschehen ist. Du hast Menschen, (die uns nahe standen) aus ihrem Leben gerissen, aus ihren Familien, ihrem Freundeskreis, ihrem Arbeitsplatz (aus unserer Schul- und Klassengemeinschaft). Sie waren nicht darauf gefasst, so plötzlich von diesem Leben Abschied nehmen zu müssen. Sei du ihnen Licht in der Dunkelheit des Todes. – Stille –

Gott, unsere Hoffnung:

 

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

S: Wir beten für alle, die ihre ganze Existenzgrundlage verloren haben: ihre Wohnungen und Häuser, ihren Arbeitsplatz. Wir beten für alle, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Stärke ihren Glauben und gib ihnen neue Hoffnung. – Stille –

Gott, unsere Hoffnung:

 

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

S: Wir beten für alle, die bei der Flutkatastrophe verletzt wurden, und jetzt in Krankenhäusern behandelt werden. Schenke ihnen eine baldige Genesung. – Stille –

Gott, unsere Hoffnung:

 

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

S: Wir bitten dich für diejenigen, die einen Menschen verloren haben. Steh ihnen bei in ihrer Trauer und ihrem Schmerz. Lass Menschen an ihrer Seite sein, die sie auf diesem schweren Weg begleiten. – Stille –

Gott, unsere Hoffnung:

 

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

S: Viele Menschen stehen den Betroffenen in Südostasien bei. Sie versuchen, Leid und Not zu lindern. Gib diesen Menschen Kraft. – Stille –

Gott, unsere Hoffnung:

 

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

 

 

Segensgebet

 

Gott schenke uns Kraft und Zuversicht.

Er begleite uns mit seinem tröstenden Wort.

Er gebe uns Menschen an die Seite, die das Leid mit uns tragen.

Es segne und behüte euch/uns der barmherzige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

 

 

Oder:

 

 

Der Herr schenke den Trauernden Trost,

den Verletzten Genesung,

den Verstorbenen das ewige Leben.

Es segne euch/uns der barmherzige Gott,

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

 

 

 

Sendung

 

L: Gehet hin mit dem Trost und im Frieden des Herrn.

 

A: Dank sei Gott dem Herrn.

 

 

Gebet für einen Verstorbenen (Islam) [5]

 

 

Allah,

verzeihe unseren Lebenden und den Verstorbenen,

verzeihe den Anwesenden und den Abwesenden,

den Kindern und den Erwachsenen,

den Männern und den Frauen.

Bewahre diejenigen, denen du Leben schenkst,

im festen Glauben und in der Hingabe des Islam.

Die du sterben lässt, sie mögen im Glauben sterben.

 

 

Gebet (Islam)[6]

 

Allah, segne mir die Erde,

auf der Du mich leben lässt.

Allah, segne mir den Weg,

auf dem ich gehen werde.

Gott segne mir das Ziel,

das Du mir gegeben hast.

 

Du Ewiger Erbarmer,

segne mich, wenn ich arbeite und wenn ich ruhe.

 

Segne meine Wünsche,

sie sollen Dein Wille sein.

Segne mir all meine Gedanken,

die Dich nie vergessen.

Segne meine Hoffnung,

die nur auf Dich gerichtet ist.

 

Du Allweiser, Du Allgütiger,

Du Gestalter und Erhalter,

segne meine Blicke,

die Dich suchen in Deinen Werken.

 

 

 

Sterbegebet für jüdische Menschen

 

Herr, dessen Stärke bis in Ewigkeit reicht: Du gibst den Toten neues Leben. Du erzeigst dich gewaltig, rettest die Lebenden und erhältst sie in deiner Liebe. Du umfängst, die fallen, du heilst die Kranken, du befreist die Gebundenen. In deiner unendlichen Liebe schenkst du den Toten das Leben und du bleibst denen treu, die im Staube der Erde ruhen. Wer ist wie du, Herr der Stärke, wer kommt dir gleich, du König, der du den Tod schickst und zugleich in der Kraft deiner Erlösung das Leben schenkst? Deine Treue ist es, in der du den Toten Leben gibst.

Heilig bist du, dein Name ist heilig, und die Heiligen werden dich preisen von Tag zu Tag.

 

Amen.

 

 



[1] An Schulen mit Schüler/innen anderer Religionszugehörigkeit (z. B. Islam) sollte hier Raum gegeben werden für ein der Religion entsprechendes Gebet.

[2] Texte sind i. d. R. entnommen (auf die aktuelle Situation hin verändert): Deutsches Liturgisches Institut Trier / Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern (Hrsg.), Ökumenische Gottesdienste. Anlässe, Modelle und Hinweise für die Praxis, Freiburg 2003.

[3] Vgl. Albrecht, Wilhelm / Anselm, Helmut (Hrsg.), Neuen Atem holen. Gebete und Gedanken zum Schulalltag an weiterführenden Schulen, Neuausgabe, München 2003, S. 76.

[4] Vgl. ebd. S. 78.

[5] Hellstern, Christa (Hrsg.), Gebete der Menschheit, Graz-Wien-Köln 1998, S. 154

[6] Miederer, Gertrud / Rehlen, Heinz / Weidinger, Norbert /Hrsg.), Mitten unter uns. Ökumenisches Gebete- und Liederbuch für die Grundschule, Braunschweig-München 2004, S. 155.