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Bernhard-Strigel-Gymnasium Memmingen

Bernhard-Strigel-Gymnasium Memmingen

Neun Jahre ist es jetzt her, seit ein lang gehegter Wunsch der Fachschaft Religion Wirklichkeit wurde: Ein „Raum der Stille“ wurde am BSG eingerichtet. Allen, die durch ihr Engagement oder ihr Wohlwollen zur Verwirklichung dieses Projektes beigetragen haben, kann man nur ganz herzlich danken.

Der „Raum der Stille“ ist meines Erachtens kein Luxus, sondern ein dringend notwendiges Refugium in einer Zeit, in der die Technik den Ton angibt, die Informationsmassen der Medien mit ihrer unüberschaubaren Reizfülle den Menschen überschwemmen und allzu oft überfordern. So ist es nicht verwunderlich, dass einem als Lehrer von Schülerseite immer wieder die Frage gestellt wird: „Wann gehen wir wieder in den ,Raum der Stille’?“ Hinter dieser Frage steckt kein Kalkül eines Schülers, der eine Stunde bequem vertrödeln und möglichst stressfrei „rumbringen“ will, sondern ein echtes Anliegen, das Anliegen in einem kopflastigen, mit Lerninhalten oft überfrachteten Schulalltag für eine Stunde zu sich selbst zu kommen, träumen zu dürfen und auf die Stimme des Herzens zu hören. Der Raum hat seinen festen Platz im Leben unserer Schule und wird von den Schülern gerne angenommen. Dies wird vor allem deutlich in den Initiativgruppen aus Schülerinnen und Schülern, die in einer Pause oder morgens vor dem Unterricht Ruhe und Sammlung suchen und sich zum Lesen  meditativer Texte treffen.

Nicht verwunderlich war es auch, dass sich viele Schüler nach der schockierenden Nachricht vom Tod einer Mitschülerin vor Jahren spontan gerade in diesem Raum versammelten. Wer die kurze Gedenkandacht in dem völlig überfüllten Raum miterlebt hat, dürfte dieses ergreifende Zeichen der Solidarität wohl nicht mehr so schnell vergessen. In einem „normalen“ Klassenzimmer wäre Ähnliches kaum vorstellbar gewesen.

Immer wieder wird der Raum aber auch aufgesucht, wenn die normale Klassenzimmeratmosphäre die Unterrichtsinhalte und Unterrichtsmethoden einschränkt, so z. B. wenn den Schülern Gelegenheit zu freier Diskussion oder Schilderung von ganz persönlichen Erlebnissen gegeben werden soll. Diese Tatsache macht deutlich, dass die Erfordernisse moderner Unterrichtsplanung und -gestaltung nach Räumen verlangen, die nicht mehr nach dem Prinzip des Frontalunterrichts gestaltet sind. Unser „Raum der Stille“ ist so ein Raum und bietet so allen Schülern die Chance, eine andere, für manche wohl ungewöhnliche Art des Lernens erfahren zu dürfen.

 Manfred Kindermann