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Le Goff - Das Lachen im Mittelalter
Jacques Le Goffs neues Buch behandelt das Lachen im Mittelalter
Fasching - Lachen für Christen verboten?

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Lustige Mönche? - Lachen galt als "Heidenspaß"

Das Lächeln stamme von den Göttern, sagten die alten Griechen. Doch im christlichen Mittelalter sah man das weniger positiv: Nach dem Zeugnis der Bibel habe Jesus niemals gelacht, lautete ein Glaubenssatz, der im vierten Jahrhundert entwickelt wurde und bis zum 14. Jahrhundert galt.

Ein kleiner Impuls, um in der Faschingszeit auch über das befreiende Lachen als Christ nachzudenken ...

  

Der Philosoph Aristoteles prägte den Satz: "Von den Lebewesen lacht allein der Mensch."

Lachen als Zeichen der Gottesebenbildlichkeit des Menschen oder als Zeichen des Teufels und seines Spottes über die Schöpfung: Zwischen diesen beiden Polen sieht der französische Historiker Jacques Le Goff das Mittelalter hin- und herschwanken. Seine Analyse über "Das Lachen im Mittelalter" ist jetzt - pünktlich zu Karneval - auch auf Deutsch erschienen.

 
  

Lachen verboten
     
Wie intensiv sich die mittelalterliche Gesellschaft mit dem Lachen auseinander setzte, hat Umberto Ecos Bestseller "Der Name der Rose" der Öffentlichkeit vermittelt. Dort will der fast erblindete Mönch Jorge von Burgos verhindern, dass das verschollene Buch des Aristoteles über das Lachen gelesen werden kann, weil das Lachen "die Furcht tötet, und wenn es keine Furcht gibt, wird es keinen Glauben mehr geben".

 
  

Kloster Eberbach
Kloster Eberbach
Anschaulich schildert Le Goff, die vielfältigen Anlässe, Formen und Funktionen des Lachens im Mittelalter. Zunächst versuchten Kirche und Orden, durch strenge Verbote und Strafen das Lachen zu unterdrücken. Mönche mussten mit aller Gewalt den Mund halten. Denn das schmutzige Lachen galt als "Heidenspaß". Wer lachte, ließ es an Frömmigkeit fehlen.

 
  

Im 11. Jahrhundert wurde dann unter Federführung dominikanischer und franziskanischer Mönche zwischen moralisch gutem und moralisch schlechtem Lachen unterschieden. Kunstwerke aus dieser Zeit, so Le Goff, erheben diese beiden Formen zum Programm: die Darstellung des Jüngsten Gerichts am Bamberger Dom etwa, bei der die Erlösten ein verzücktes Lächeln zeigen, während die Verdammten ihre Zähne blecken und dämonisch grinsen.

 
  

Es darf auch gelacht werden
     
Papst Johannes PaulIm 12. Jahrhundert entwickelten sich feste Regeln. So beschloss etwas der französische König Ludwig der Heilige (1224-1270), an Freitagen, dem Todestag Jesu, nicht zu lachen. Andererseits entwickelte sich in seiner Amtszeit das Herrscher-Ideal des heiteren Königs. Lächeln war Attribut des heiligen Franziskus, das Bild vom "fröhlichen Geber" setzte sich durch.

Le Goff beschreibt, wie einseitig Bibelzitate gegen das Lachen ins Feld geführt wurden. Gern verwendet wurden Sätze wie die Jesus-Worte "Wehe Euch, die Ihr jetzt lacht, denn Ihr werdet klagen." Unterschlagen aber wurden Sprüche wie aus dem Buch Hiob "Er wird Deinen Mund noch mit Lachen erfüllen und Deine Lippen mit Jubel."

 
  

ap
Momentaufnahme: Der Papst lächelt

 
  

Weithin unberücksichtigt blieb nach Angaben Le Goffs auch der zentrale biblische Text über das Lachen: Darin bejubelt Abrahams Frau Sara die Weisheit Gottes, der ihr noch im hohen Alter von 90 Jahren einen Sohn geschenkt hatte. Weil Sara über eine entsprechende Weissagung Gottes laut gelacht hatte, gab ihr Gott den Auftrag, den Sohn "Isaak", das heißt "Lachen" oder "Er lacht", zu nennen.