Gelebte Gemeinschaft findet ihren tiefsten Ausdruck in der Feier des Lebens und Glaubens, der „leiturgia“, in der Menschen die ganze Bandbreite ihrer Erfahrungen in Klage und Bitte, in Lob und Dank vor Gott bringen. Menschliche Erfahrung verlangt von Zeit zu Zeit nach einem ganzheitlichen Ausdruck des Erlebten, nach symbolischer Vergegenwärtigung. Diese Aufgabe erfüllt im christlichen Glauben in besonderer Weise die liturgische Feier, in der sich der Mensch der Gemeinschaft mit dem lebensstiftenden Gott und untereinander vergewissern darf und aus an der Zusage Gottes, dass er das Leben begleiten und tragen will, Freude und Kraft schöpft.
Im Raum der Schule kann dieses Grundverständnis von Liturgie in der Regel jedoch nicht vorausgesetzt werden, manchmal wird der Schulgottesdienst als schwieriges Unterfangen erlebt. Auch wenn die Schule hierbei an gesellschaftlichen Trends partizipiert, so sieht die Schulpastoral doch eine wichtige Aufgabe darin, den Menschen an der Schule einen stimmigen und situationsgerechten Zugang zu symbolischen und liturgischen Grundvollzügen zu ermöglichen. In kreativer Weise wird die Schulpastoral das ganze Spektrum meditativer und liturgischer Formen nutzen, um immer wieder zu einer symbolischen Deutung des gemeinsam Erlebten einzuladen, damit aus dem Gottesdienst ein wirkliches Fest des Lebens werden kann.
Um die Menschen am Lebensort Schule in liturgischen Vollzügen zu erreichen, sind folgende Aspekte von Bedeutung:
► Liturgie sollte im Zusammenhang mit dem erlebten Leben stehen, sie sollte die Erfahrungen und Lebenssituationen der Menschen in der Schule ansprechen und aufnehmen, indem Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte an der Vorbereitung und Gestaltung beteiligt sind. Liturgische Feiern sollten in Sprache und Gestaltung dem Horizont der Feiernden angepasst sein und einladend wirken.
► Der Religionsunterricht kann viel zur ”Liturgiefähigkeit” von Kindern und Jugendlichen beitragen, wenn er im Rahmen von Symboldidaktik und ganzheitlichen Arbeitsformen den oft verschütteten Zugang zu Zeichenhandlung und symbolischer Wirklichkeit erschließt.
► Nicht jeder Schulgottesdienst muss eine Eucharistiefeier sein oder muss von einem Priester geleitet werden. An besonderen Wendepunkten des Lebens (z.B. Neubeginn an der Schule, Ende der Schulzeit, Trauerfall), aber auch an besonderen Zeiten im Rhythmus des Jahres (z.B. Erntedank, Allerheiligen, Advent, Weihnachten, Fasching, Fastenzeit, Ostern, Pfingsten) bieten sich im Rahmen der gesamten Schule oder für die Unterrichtszeit in der jeweiligen Klasse eine Vielfalt an liturgischen Feiern an, z.B. Frühschichten und Besinnungen, Meditationen und Traumreisen, Feier des Namenstages oder Geburtstages, Morgenlob, Lob der Schöpfung außerhalb des Schulhauses, Trauerfeier, „Miniwallfahrt“, Jugendkreuzweg u.s.w.
► Liturgische Feiern in der und für die Schule könnten häufiger ökumenisch gestaltet werden. Die Klassengemeinschaft setzt sich so auch im Gottesdienst fort. Wir wachsen als Christen im Lebensraum Schule mehr zusammen und leisten in der gottesdienstlichen Feier einen wertvollen gemeinsamen Beitrag zum Schulleben.
Ulrich Geißler, Referat Schulpastoral, Ottostr. 1, 97070 Würzburg