Schulpastoral und Internet
Themen Specials
Suche auf www.schulpastoral.de
Bibliothek auf www.rpi-virtuell.de
|
Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle ist seit 2001 bayernweit sprunghaft angestiegen. „Der Ausbildungsstellenmarkt in Bayern hat sich trotz des abgeschlossenen Ausbildungspaktes zwischen Bundesregierung und Wirtschaft deutlich verschlechtert. So gab es im Ausbildungsjahr 2004/2005 eine Nachfrage von 78.423 Ausbildungsstellen und ein gegenüberliegendes Angebot von nur 57.558 Stellen für junge Menschen. Die Lücke von 20.865 konnte nur zum Teil über Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit geschlossen werden. Viele junge Menschen sind in Warteschleifen „geparkt“, um ihr Glück im nächsten Ausbildungsjahr 2005/2006 zu versuchen“.(Deutscher Gewerkschaftsbund, Bezirk Bayern, Abteilung Jugend & Bildung. In: www.dgb-jugend-bayern.de/aktuell/aktuelles.html. 27.07.2005.) Für immer mehr Jugendliche läuft heute der Einstieg ins Berufsleben problematisch. Bei vielen tauchen während ihrer Hauptschulzeit Probleme auf, die dazu führen, diese mit schwachem oder ganz ohne Abschluss zu beenden. Oft haben sie zudem keine genaue Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft. Sie sind deshalb nicht weniger intelligent oder begabt als andere, ebenso steckt keine weitere PISA-Schieflage dahinter. Ganz im Gegenteil, sie haben - wie alle anderen Jugendlichen auch - mitunter starke Begabungen – nur hat diese bisher noch niemand so recht entdecken und fördern können – oder auch nicht wollen, weil wohl andere Dinge wichtiger sind. Hinzu kommt, dass zurzeit bei vielen Ausbildungsbetrieben eine gewisse Ausbildungsmüdigkeit zu beobachten ist – neben der scheinbar anhaltend schlechten Konjunkturlage. Außerdem geht mit der Neustrukturierung der Ausbildungsberufe seit einiger Zeit ein Trend einher, der als „Akademisierung der Ausbildung“ bezeichnet werden kann. Für immer mehr Ausbildungsberufe, deren bisherige Zugangsqualifikation der erfolgreiche oder qualifizierende Hauptschulabschluss war, verlangen inzwischen nicht wenige Ausbildungsbetriebe von den Jugendlichen mindestens den mittleren Schulabschluss. An vielen Berufsschulen gehören inzwischen Klassen mit schulpflichtigen, arbeits- bzw. ausbildungslosen Jugendlichen zum gewohnten Bild. Allein an unserer Berufsschule in Schongau beschulen wir in diesem Schuljahr ca. 130 „JOAs“ - bei einer Gesamtschülerzahl von 1300. Leider muss man feststellen, dass diese Schüler nicht selten als zweitklassig abgestempelt werden. An vielen Schulen werden Lehrerinnen und Lehrer in JOA – Klassen „geparkt“, bei der Ausstattung der Räume stehen sie an letzter Stelle, den Computerraum bekommen sie nur höchst ungern usw. Gerade im Bereich der Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle ist die Schulpastoral gefordert: In JOA-Klassen sind Schüler mit zum Teil erheblichen sozialen und emotionalen Defiziten anzutreffen, die ein hohes Maß an Zuwendung und Anerkennung benötigen. Gleichzeitig ist es wichtig, im Schulhaus ein Klima zu schaffen, das geprägt ist von Verständnis, Gleichberechtigung und Toleranz. Und zwar nicht nur unter Schülern, auch unter Lehrerinnen und Lehrern. Besonders dem Religionsunterricht und den in der Schulpastoral Handelnden könnten hier ganz neue, reizvolle Aufgaben zukommen. Thilo Braun, Dipl. Theol., Pädagogischer Leiter „Jugendliche ohne Ausbildungsstelle“ an den Beruflichen Schulen Schongau
Bewertung gesamt: 0
Durchschnitt: 0
|