Meditation
und Stille – ein Weg zur Mitte und zu Gott
Einrichtung
des Meditationsraums
an der Realschule Neusäß
1.
Anstoß
Viele
Kinder und Jugendliche erleben wir in zunehmenden Maße
unruhig, leicht ablenkbar, überreizt, hektisch und unkonzentriert. Erste
Versuche unsere Schüler und Schülerinnen an Stilleübungen
heranzuführen werden fast ausschließlich positiv
aufgenommen
2.
Idee
Was
liegt näher als diesem Bedürfnis nachzukommen und einen
Meditationsraum einzurichten?
3.
Verwirklichung
Der
Raum für diesen Zweck wird vom Schulleiter, Herrn Woerlein,
der für Innovationen und neue Ideen immer offen ist,
zur Verfügung gestellt. Engagierte SchülerInnen und Kollegen
verschiedener Fachrichtungen lassen sich begeistern
und tragen zur Verwirklichung bei.
Ideen
werden gesammelt, deren Realisation überprüft, Nachmittage,
Samstage und Ferientage geopfert.
4.
Finanzierung
Der
Erlös aus den zum Elternsprechtag vorbereiteten „gesunden
Broten" legt den finanziellen Grundstock für die Ausstattung
unseres Meditationsraumes. Weitere Kuchen- und
Häppchenverkäufe bereichern unseren Etat zusätzlich.
Angetan
von so viel Engagement folgen großzügige Spenden durch
Elternbeirat und Schule. Der
Erfolg einer Anfrage um finanzielle Unterstützung beim Bischöflichen
Ordinariat in Augsburg lässt uns konkrete Pläne
ins Auge fassen.
5.
Ausstattung
Großformatige
Folienbilder an den Fenstern heben den Raum
von den anderen Klassenzimmern ab.
Zur
Gestaltung der Seitenwände kauften wir Seide, nähten daraus
ein 2 x 2 Meter sowie ein 1 x 1 Meter großes Tuch.
Beide
bemalten wir unter Verwendung von Seidenfarbe mit einem Mandala. Die Tücher mit den beiden Mandalas
hängten
wir auf Holzrahmen befestigt einander schräg gegenüber
an freien Wänden auf.
Mit
derselben Technik wagten wir uns an ein Bild, das Symbole
für verschiedene Anliegen der Schüler zeigt. Dieses Kunstwerk
ziert die Innentür unseres Meditationsraums.
Die
Gangseite dieser Eingangstür lädt mit Plakaten, die Teil eines
Schülergottesdienstes waren, zum Verweilen ein.
Material,
wie z. B. Wolldecken, Bibeln, Liederbücher, Massagebälle,
Klanginstrument, Sitzbänkchen, Kassettenrekorder
und Kassetten oder CDs bringen wir unter
in einem Regal, das uns der Hausmeister zur Verfügung
stellte. Als Sichtschutz nähten wir aus Restbeständen
alter Schulvorhänge Schals und befestigten sie
mit Hilfe von Vorhangstangen am Schrank.
Außerdem
werden im Meditationsraum Schülerarbeiten aus dem
aktuellen Religionsunterricht aufgehängt, wodurch der Raum
sich optisch wandelt und unseren Schülern ermöglicht sich
selbst in diesem Raum wiederzufinden.
In
der Mitte des Meditationsraums regt ein entsprechend zum
Jahresfestkreis passendes Arrangement zur inneren Sammlung
an.
Als
Höhepunkt und von der Tür den Blick auf sich ziehend, gestalteten
wir eine Ecke aus pyramidenförmig aufgebauten Ziegelsteinen
mit daraufstehenden Kerzen und Schalen, welche
die Aufmerksamkeit auf eine unmittelbar darüber hängende
Kreuzikone aus Taize lenken. Das Tuch im Hintergrund
ist gebatikt.
6.
Tipps:
Der
Meditationsraum sollte:
-
gegen störende Außengeräusche abgedämmt sein
-
sich möglichst nicht im Erdgeschoss oder im Keller befinden, da Beobachtung
von außen ebenso wie Kälte stört
-
zu verdunkeln sein
-
über eine (evtl. fest installierte) Musikanlage und einen Diaprojektor
verfügen
-
unbedingt bequeme Ausstattung (z B. weicher Teppichboden, Decken, Kissen,
Meditationshocker) enthalten
-
farblich harmonisch gestaltet sein und nicht zu viele Möbel beherbergen
-
die technische Möglichkeit bieten, dass Schülerarbeiten aufgehängt werden
können (z. B. Magnet- oder Pinnwand) um Identifikationsmöglichkeiten zu
schaffen.
7.
Fazit
Im
Religionsunterricht geht es auch darum, Gebet, Gottesdienst,
Meditation und Stille nicht nur intellektuell zu „lernen",
sondern diese wesentlich zum Menschsein gehörenden
Erfahrungen wirklich zu erproben und zu erleben. Im
Laufe eines Schuljahres bieten sich viele Gelegenheiten zur
Umsetzung, sofern der Raum die Gruppe zahlenmäßig aufnehmen
kann:
-
als eingeplanter Bestandteil des laufenden Religionsunterrichts
-
in einer Religionsstunde, die einer Schulaufgabe folgt
-
um einen besonderen Festtag zu begehen, ihn ins Bewusstsein der Schüler zu
heben
-
für Frühschichten in der Fasten- oder Adventszeit.
Die
Schülerinnen und Schüler lieben diesen Raum. Sie lieben ihn – auch- aber
keinesfalls nur – weil dort keiner einen Leistungsnachweis verlangt. Sie
halten sich dort gerne auf, weil er farblich harmonisch gestaltet zum Verweilen
einlädt, weil er zum Zwecke des Gebets und des Gottesdienstes des Entspannens
und verschiedenster Arten der Meditation einen Rückzug gestattet: Einen
Rückzug in die Ruhe – heraus aus dem Alltag der Schule, heraus aus der Hektik
des Abgefragtwerdens, der Hefteinträge und Arbeitsblätter. Einen Rückzug in
einen geschützten und dafür eigens eingerichteten Raum, eben unseren
Meditationsraum.
Gertrud
Wolf,
Fotos: Kurt Lemmerz
Realschule
Neusäß,
Landrat-Dr.-Frey-Str. 8
86356
Neusäß
Homepage:
www.realschule-neusaess.de