STAATLICHE REALSCHULE
PFAFFENHOFEN A. D. ILM
Gestaltung unseres
Fachraums für Religion
Im Schuljahr 1997/98 wurden zwei ehemalige Tankräume
im Keller unserer Schule umgebaut. Einen dieser Räume übergab Herr Ringeisen
den Fachschaften evangelische und katholische Religion am Schuljahresanfang für
die weitere Ausgestaltung. Unser Ziel ist es, den etwa 55 m² großen
Raum für unsere wöchentliche Morgenbesinnung und vor allem für meditative und
kreative Elemente des Religionsunterrichts zu nützen, für die die normale
Bestuhlung der Klassenzimmer immer sehr hinderlich ist. Phantasiereisen,
kreatives Schreiben, Stilleübungen, Meditationen, Bildbetrachtungen,
gruppendynamische Übungen und vieles mehr können die Konzentrationsfähigkeit
der Jugendlichen schulen und erleichtern es ihnen über Fragen der
Lebensgestaltung und des Lebenssinns nachzudenken. In unserer oft verkopften
Schule kann ein solcher Raum helfen, den emotionalen Bereich unserer Schüler,
d.h. die Persönlichkeit und die Orientierung an Werten, weiterzuentwickeln.
Gleichzeitig können solche Unterrichtselemente Hyperaktivität, Stressanfälligkeit
und Oberflächlichkeit entgegenwirken.
Der Raum war bereits mit einem hellbraunen Korkboden und Holzwänden versehen,
aber um eine ruhige, harmonische Atmosphäre zu erreichen, fehlte noch einiges.
Vor allem störten die grauen und schwarzen Rohre, die unterhalb der grellweißen
Betondecke verliefen. Um den Rohren und der Decke durch einen Maler einen zum
Holz passenden Anstrich zu verleihen, fehlte uns aber das nötige Geld. So
schlugen drei SchülerInnen der Klasse 10 a vor, die Malerarbeiten selbst in die
Hand zu nehmen. Zudem hatten wir das Glück, dass ein ehemaliger Schüler
unserer Realschule, der Malermeister Thomas Kneidl, sich bereit erklärte, die
Schüler quasi als Lehrlinge anzuweisen und uns die Arbeitsmaterialien zu
leihen. Der Raum war nach diesem Anstrich mit einem hellen Apricot wie
verwandelt. Und wie man im folgenden Bericht lesen kann, hatten die
„Malerlehrlinge" auch einigen Spaß bei ihrer Arbeit:
„3 Tage vor den Weihnachtsferien begannen Simon,
Thomas und ich mit den Malerarbeiten im Meditationsraum. Dank dem netten
Malermeister Kneidl, der die Farbe und alle Arbeitsmaterialien für uns
bereitgestellt hatte, konnten wir sofort loslegen. Und das sah so aus: Pünktlich
um 8 Uhr betraten wir in angemessener Malerkleidung (alte Turnschuhe, Jeans und
T-Shirt) den Raum. Nachdem uns Maler Kneidl die nötigen Anweisungen für den
Tag gegeben und das Schlachtfeld geräumt hatte, besorgten wir uns zuerst einen
Kassettenrecorder. Es lief also am ersten Tag während des Abklebens und
Abdeckens des ganzen Raumes mit Folie ständig der Live-Auftritt von der Gruppe
„Metallica" in den Hamburger Docks. Übrigens hatte uns die Schule für
unsere Schufterei freies Einkaufsrecht bei Herrn Moser eingeräumt, damit wir am
Vormittag bei Kräften blieben.
Am zweiten Tag begannen dann die richtigen
Malerarbeiten. Zuerst mussten wir die Heizungs- und Stromrohre
grundieren. Als
wir damit fertig waren, fing Thomas an, die Decke mit dem Roller in
einem
wunderschönen Apricot zu streichen. Mit derselben Farbe überdeckten
Simon und
ich die grundierten Rohre. Heute bestimmte ich das Musikprogramm, da
ich kurz
vor einer „Ich-hasse-Metallica-Krise" stand. Nun gab’s HipHop,
Dancefloor und Oldies, was sehr zum Gefallen von Frau Hirtl war, die
gelegentlich
vorbeischaute, um zu sehen, wie wir vorankamen.
Am
dritten Tag besserten wir Fehler aus und kratzten Farbkleckse von den Holzwänden
Wir warfen die Abdeckfolien auf einen Haufen und fertigten daraus einen
wunderschönen, riesigen Plastikfußball. Herr Rieger machte nach Beendigung
unserer Arbeiten noch obertolle, sexy Fotos von uns, die ihr hier bewundern könnt.
Leider konnten nicht alle dieser Fotos veröffentlicht werden, da sie nicht für
alle Augen bestimmt sind. Am Schluss putzten wir das Werkzeug und uns. Für
unsere vorzügliche Arbeit bekamen wir ein großes Lob von Herrn Kneidl. Herr
Ringeisen bedankte sich bei uns mit einem Gutschein über eine Summe, die wir
nicht nennen wollen, da ihr sonst neidisch würdet. Diesen Gutschein lösten wir
sofort mit Freude bei der „Alten Schmiede" ein."
Tanja Grünberger, Simon
Paulus, Thomas Menzinger, 10 a
Anschließend wurden die zwei vergitterten
Kellerlampen durch schöne messingfarbene Deckenspots ersetzt. Die Kosten für
den Kauf einer Kompakt-Stereoanlage übernahm die Diözese Augsburg. Gebrauchte
Schränke wurden uns freundlicherweise von der Fachschaft Erdkunde zur Verfügung
gestellt. Der Schreiner des Kreisbauhofs montierte die günstig bei OBI
erstandenen, messingfarbenen Gardinenstangen für die zwei Fenster. Mit Unterstützung
von Herta Blähser, unserer Hauswirtschaftslehrerin, wurden die Fenster, Schränke
usw. von einigen SchülerInnen geputzt und die terracottafarbenen Schals aufgehängt,
die wir für einem sehr fairen Preis beim Kaufhaus Urban hatten nähen lassen.
Das etwa 1,6 m hohe, russische Kreuz der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé
in Frankreich bildet den Mittelpunkt des Raumes, das uns freundlicherweise
unsere Kollegin Hannelore Jann von dort mitgebracht hat. Um meditative Übungen
am Boden durchführen zu können, wurden Kissen und Gymnastikmatten angeschafft.
Als erste Materialien erstanden wir CDs mit meditativer Musik, Igelbälle und
einige Bücher. Wie wir bei unseren ersten Aufenthalten in unserem Religionsraum
feststellen konnten, finden die SchülerInnen Gefallen an dieser etwas anderen
Form des Unterrichts. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich
bei den SchülerInnen, Herrn Kneidl, dem Kreisbauhof, der Diözese Augsburg und
unseren KollegInnen für die Unterstützung bei der Ausgestaltung unseres Raumes
bedanken.
Einen Bericht über Morgenbesinnung in diesem Raum findet
sich unter Themen -> Spirituelle Angebote im Artikel THE SOUND OF SILENCE ODER: HÖRST
DU DIE STILLE?
Claudia Hirtl
Homepage: http://www.rspaf.pfaffenhofen.de