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Kreuz und Schulgebet keine Instrumente des Schlagabtausches - Stellungnahme

Der Leiter des Katholischen Schulkommissariates in Bayern, Prälat Pfanzelt:

"Kreuz und Schulgebet keine Instrumente des Schlagabtausches"

Stellungnahme zu CSU-Generalsekretär Söder und SPD-Vize Pronold

München, 15. November 2004 (ok)   Die katholische Kirche in Bayern begrüße alle konstruktiven Impulse für das in vielen Schulen gepflegte Schulgebet. Sie wolle allerdings das Schulgebet nicht als Instrument eines politischen oder gar religiös motivierten Kampfes gegen Andersdenkende und Andersglaubende missverstanden oder gar eingesetzt wissen. Mit diesen Worten hat sich der Leiter des Katholischen Schulkommissariates in Bayern, der Münchner Prälat Erich Pfanzelt, in eine von CSU-Generalsekretär Markus Söder ausgelöste Debatte um das Schulgebet eingeschaltet.



Söder hatte in einem Interview für den Münchner Merkur unter anderem in Abgrenzung zum Islam erklärt, "in bayerische Schulen gehören Kruzifixe, keine Kopftücher" und sich in diesem Zusammenhang dafür ausgesprochen, "wieder Schulgebete" einzuführen. Unter Hinweis auf die jüngsten Ausschreitungen in den Niederlanden sagte Pfanzelt, das Kreuz und das Gebet sollten "nicht in die politische Auseinandersetzung hineingezogen oder gar als Waffe instrumentalisiert werden". Kreuz und Gebet seien "keine Instrumente für den Schlagabtausch". Sie sollten die Menschen nicht auseinanderbringen, sondern im Gegenteil
zusammenführen, auch wenn sie sich in Meinung und Glauben unterschieden.

Es sei eine gute, von vielen Lehrern und Schülern praktizierte Übung, den Unterricht mit einem Gebet zu beginnen. Dazu könne aber niemand gezwungen werden, erklärte Pfanzelt. Zwang sei keine Dimension des Evangeliums. Solche Bestrebungen liefen den positiven Impulsen des Schulgebetes "völlig zuwider". Der Artikel 131 der Bayerischen Verfassung mache deutlich, worum es gehe. Die Schulen sollten danach "nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden". Zu den obersten Bildungszielen zähle die Verfassung Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen. Gerade in schweren Konfliktfällen, etwa Amokläufen an Schulen, habe sich das Gebet als zusammenführende Kraft der Orientierung bewährt.

In diese konstruktive Richtung weise auch die jüngste Initiative des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, die dem Schulgebet neue Impulse gegeben habe. Den Kommentar des stellvertretenden Vorsitzenden der Bayern-SPD, Florian Pronold, zu den Äußerungen Söders nannte Pfanzelt "schlicht deplaziert". Wenn bayerischen Politikern, die eigentlich die Bayerische Verfassung besser kennen müssten, zum Schulgebet lediglich Spott einfalle, sei dies "ein geistiges Armutszeugnis". (wr)

Pressemitteilung: Freisinger Bischofskonferenz / Pressestelle
    

PRESSEMITTEILUNG der CSU-Landtagsfraktion 16.11.2004

*Joachim Herrmann: Schulgebet grenzt Andersdenkende nicht aus, sondern macht gemeinsame Wertorientierung bewusst*

Verwundert reagierte der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Joachim Herrmann, auf die Stellungnahme von Prälat Erich Pfanzelt zur Anregung der CSU, das Schulgebet an Bayerns Schulen wieder stärker zu praktizieren. Herrmann sagte an die Adresse Pfanzelts, Leiter des Katholischen Schulkommissariats in Bayern, niemand in der CSU verstehe das Schulgebet als Ausgrenzung Andersdenkender. Selbstverständlich werde auch niemand an einer bayerischen Schule zum Gebet gezwungen. „Es ist aber wichtig, daran zu erinnern, dass an allen bayerischen Schulen die Lehrerinnen und Lehrer gehalten sind, morgens zu Beginn der ersten Schulstunde zum gemeinsamen Gebet anzuregen oder zumindest Gelegenheit dazu zu geben. In vielen Schulklassen geschieht dies Tag für Tag.“ Leider gebe es aber auch zunehmend Lehrerinnen und Lehrer, die dies für unbequem oder überflüssig halten. Diese müssten daran erinnert werden, dass es zu ihren pädagogischen Aufgaben gehört, junge Menschen auf ihrem ganz persönlichen Weg zum christlichen Glauben zu begleiten. Auch die Kreuze in den Schulzimmern seien kein nostalgischer Wandschmuck, sondern Symbol der christlichen Orientierung einer großen Mehrheit der Menschen in Bayern.

Herrmann erinnerte die SPD daran, dass die Volksschulen durch Volksentscheid in den 60er Jahren als christliche Gemeinschaftsschulen definiert worden sind. Die SPD-Landtagsfraktion müsse sich fragen lassen, „ob ihre Position in dieser fundamental wichtigen Frage jetzt
von dem Parteirüpel Florian Pronold definiert“ werde.

Freundliche Grüße
Oliver Platzer
Pressesprecher der CSU-Landtagsfraktion

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