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Der folgende Artikel versucht einige Gründe zu nennen, warum Meditationsräume, oft auch "Räume der Stille" genannt, an Schulen mehr sind als zeitbedingte Trends oder Merkmale kirchlicher Schulen.

Meditationsräume in der Schule
- Lebensraum Schule gestalten

Meditationsräume in der Schule: Nur ein Modetrend, eine Erscheinung, die suggeriert, dass die jeweilige Schule etwas besonderes ist? Meditationsräume in der Schule: Nur eine Erscheinung an kirchlichen Schulen, weil solche Räume dort einfach dazu gehören müssen?

Meditationsraum Grundschule

Der Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen ist nicht weniger geprägt von Hektik, Unruhe, Schnelllebigkeit und Lärm als der von Erwachsenen. Diese Einflüsse machen auch vor der Schule nicht Halt, vielmehr zeigen sich dort die vielfachen Auswirkungen in Form von Unruhe, mangelnder Konzentration oder wachsender Aggressivität. In weiterführenden Schulen kommen außerdem große Klassenstärken und Leistungsdruck dazu. All dies prägt den Lernort Schule. Wenn man überlegt, wie viel Zeit junge Menschen im Laufe ihrer ersten 15 bis 20 Lebensjahre in der Schule verbringen, wird einem bewusst, dass die Schule ein wichtiger Lebensraum für Heranwachsende ist. Schule in unseren Tagen ist aber kein Schonraum, sondern auch Ort von Konflikten, Druck oder Gewalt.

Viele Schülerinnen und auch Lehrkräfte erleben Schule eher als Lernfabrik denn als Lebensraum. Gerade auch die Religionspädagogik hat erkannt, dass am Lernort Schule Räume erschlossen werden müssen, die es ermöglichen, Schule zum Lebensort werden lassen.

Dies geschieht einmal durch die inhaltliche Ge­staltung des Schulalltags, die ganzheitlich orientiert ist und auf Gruppenarbeit, Projekte und direkte Begegnung mit der Welt setzt. Zugleich bedarf es aber auch der konkreten räumlichen Gestaltung der Schule, damit diese mehr Lebensraum wird. Schule braucht also Räume, die ganzheitliches Arbeiten, Ruhe, Entspannung, Stille und tiefere Begegnung ermöglichen.

Meditationsräume kommen solchen Bedürfnissen entgegen. Sie können zu kleinen "Oasen" innerhalb der Schule werden. Sie setzen rein optisch einen Gegenpol zu den Klassenzimmern und Fachräumen. Sie können ein Ort sein, an dem sich Kinder und Jugendliche mit ihren Gedanken, Gefühlen, ihrem Körper neu entdecken können.

MeditationsraumEine Schule, die Raum zur Errichtung eines Meditationsraums gibt, macht nach außen deutlich: Bei uns hat Stille, Meditation und Gebet einen festen Platz. Bei uns soll der ganze Mensch in den Blick genommen werden. Bei uns geht es nicht nur um Lernen und Leistung. Meditationsräume unterstreichen dies durch ihre bloße Existenz, aber auch durch die Gestaltung in ihrer Farbgebung, mit alternativen Sitzmöglichkeiten, wie Meditationskissen und -hocker oder Decken. Durch veränderte Lichtbedingungen oder kreative Ausdrucksweisen entsteht ein Ort, an dem auch Stille, Ruhe und Sammlung für den Einzelnen möglich sein soll.

In einem Meditationsraum gibt es viele Möglichkeiten im Rahmen des Religionsunterrichtes und darüber hinaus, den Schulalltag ganzheitlich zu gestalten. Dort kann der Schultag mit einer Stilleübung oder Meditation für eine Klasse begonnen oder abgeschlossen werden. Einzelne Elemente oder ganze Religionsstunden können hier in einer veränderten Atmosphäre gestaltet werden. Der Raum kann zum Abschalten und Entspannen, z. B. nach einer Probearbeit einladen. Angebote der Schulpastoral, wie eine Frühschicht für Schüler/ innen oder Lehrkräfte, eine Meditationsgruppe oder ein Gesprächskreis können hier einen festen Platz erhalten. In einem solchen Raum kann auch einmal ein intensives Einzelgespräch mit einem/einer Schülerin geführt werden, der/die Aussprache oder Hilfe sucht. Ein Meditationsraum bietet aber auch Lehrkräften die Möglichkeit, sich z. B. in der Mittags­pause zurück zu ziehen und zur Ruhe zu kommen.

Meditationsraum

Die Erfahrung mit einem solchen Raum an meiner eigenen Schule macht mir aber auch deutlich, dass die Schülerinnen einen solchen Raum, vor allem, wenn sie ihn aktiv mitgestaltet haben, als "ihren" Raum sehen, als einen besonderen Raum, extra für sie geschaffen, in dem auch Besonderes möglich ist.

An "meiner" Schule, der Volksschule Stätzling-Derching, ist die Türe des Meditationsraumes mit dem Bild unten gestaltet. Beim ersten Besuch der vierten Klasse in diesem Raum, haben wir uns zunächst die Türe angesehen und versucht dieses Bild zu deuten.

MeditationsraumEiner der Schüler, Philip, 10 Jahre alt, sagte dazu folgendes: "Die Tür will sagen, dass wir aus dem Leben kommen von oben oder von unten, vom Hellen oder aus dem Dunkeln, das ist egal. Wir treffen uns in der Mitte, in diesem Raum, dafür ist die weiße Scheibe auf der Tür. Da kommen wir ganz zusammen und kommen ganz in uns selbst, in unsere Mitte und wenn wir dann wieder gehen, dann ist alles ganz hell, weil wir uns innen drinnen mit uns und vielleicht auch mit Gott getroffen haben." Meditationsräume sind kein Modetrend. Medita­tionsräume sind, um mit den Worten des Schülers zu sprechen, Räume am Lernort Schule, wo wir uns mit uns selbst und Gott treffen können, Räume, aus denen heraus wir ins Helle gehen. Meditations­räume leisten also einen wichtigen Beitrag, um Schule zum Lebensort für Kinder und Jugendliche zu machen. Sie weiten den Raum des Lebens hin auf mehr, als Leistung und Lernen zu geben vermögen. Meditationsräume leisten einen wichtigen Beitrag, dass Schule immer mehr zum Lebensort für Kinder und Jugendliche wird.

Homepage: www.vs-staetzling.de

Kristina Roth

Bis 2006 Referentin für Schulpastoral in der Diözese Augsburg, Hauptabteilung Schulischer Religionsunterricht
und Religionslehrerin an der Volksschule Stätzling-Derching


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