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München (KNA) Die katholischen Gymnasien in Bayern werden "notgedrungen" ab dem Schuljahr 2004/2005 ebenfalls den Weg zum Abitur in acht Jahren eröffnen. Eine mögliche Übergangsfrist, wie sie Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) den privaten Schulen zubilligt, wird von kirchlicher Seite abgelehnt, wie der Leiter des Katholischen Schulkommissariats in Bayern, Ernst Blöckl, am Freitag auf Anfrage in München sagte. "Wir würden sonst von der Entwicklung abgekoppelt." Die Gefahr bestünde auch, dass den neunjährigen Gymnasien die leistungsschwächeren Schüler blieben, so der Direktor des Katholischen Schulwerks in Bayern, Andreas Hatzung. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung katholischer Schulen in Ordenstradition (ODIV), der Ettaler Benediktinerpater Maurus Kraß, sprach sich gegen eine Übergangszeit aus. Es gehe nicht allein um G8 oder G9, sondern darum, auch unter veränderten Bedingungen die Qualität der bayerischen Gymnasien zu erhalten. "Diese ist aber nicht nur in Noten messbar, sondern in einer ganzheitlichen Bildung und Erziehung." In der Schule müsse weiter Raum bleiben für musisches und soziales Engagement, da in der Erziehung Körper, Geist und Seele in gleicher Weise zu berücksichtigen seien. Keine Tiefe mehr Sorgen über die Qualität des Gymnasiums macht sich auch Hatzung. In den jeweiligen Fächern würden die Lehrer künftig nicht mehr in die Tiefe gehen können, für schwierigere Cicero-Texte etwa bleibe dann kein Platz mehr. Blöckl, der zusammen mit Vertretern aus Schule, Hochschule, Wirtschaft und Medien der vom Kultusministerium eingesetzten "Bildungskommission Gymnasium" angehörte, bedauerte, dass die von dem Gremium erarbeiteten Vorschläge von der Politik nun nicht aufgegriffen würden. Die Mitglieder hatten in ihrem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht unter anderem dafür plädiert, neun- und achtjähriges Gymnasium eine Zeit lang parallel laufen zu lassen. Durch die Regierungserklärung von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der darin die Einführung des achtjährigen Gymnasiums angekündigt hatte, sei aber der "gordische Knoten" zerschlagen worden. Pater Maurus Kraß, Leiter des Ettaler Benediktinergymnasiums, warnte zugleich davor, die Bildung am Gymnasium nur noch pragmatisch zu gestalten. "Die aktuellen Erfordernisse der Wirtschaft und der Gesellschaft dürfen nicht der letzte Maßstab sein." Kinder und Jugendliche müssten so ausgebildet werden, dass sie reif würden, gesellschaftliche Trends zu erkennen und ausgehend vom christlichen Menschenbild auch zu handeln. Der Benediktiner erinnerte daran, dass der durch G8 zunehmende Nachmittagsunterricht sich negativ auf die Jugendarbeit von Kirche und anderen Verbänden auswirken werde. Aber Kinder bräuchten auch ihre Ministrantengruppe, ihren Sportverein oder ihre Familie. Einig waren sich alle Vertreter der kirchlichen Schulen darin, dass mit dem achtjährigen Gymnasium höhere Kosten auf die Einrichtungen zukommen werden. Wie letztlich diese Mehrkosten finanziert werden sollen, sei bisher nicht geklärt. - In Bayern gibt es insgesamt 42 Gymnasien, die unter der Trägerschaft von katholischen Diözesen und Orden stehen. baj/ren
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