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Scharfe Kritik an Bildungspolitik der Staatsregierung

Ordinariatskorrespondenz München

Scharfe Kritik an Bildungspolitik der Staatsregierung
Vorsitzender des Diözesanrates sieht Werte und Elternrechte gefährdet

Oberammergau, 12. März 2004 (ok)     Zum Auftakt der Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum München und Freising in Oberammergau hat dessen Vorsitzender, Professor Alois Baumgartner, scharfe Kritik an der Bildungspolitik der Bayerischen Staatsregierung geübt. Er kritisierte geplante Kürzungen im Religionsunterricht der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Grundschule und Versuche, bereits in den ersten Lebensjahren der Kinder das Elternrecht auszuhöhlen.

In einem am Freitag, 12. März, veröffentlichten Bericht zur Vollversammlung fragte Baumgartner,  "ob der gesellschaftliche Säkularisierungsschub jetzt auch die Bayerische Staatsregierung voll erreicht hat". Treibende Kraft in der bayerischen Bildungspolitik sei nicht der Geist der Aufklärung, sondern "der Geist, der dem Ökonomischen in allem den Vorrang gibt und dem man offenbar auch im Bildungswesen den Primat einräumt". Wettbewerbsfähigkeit sei "unter der Hand" zur zentralen Kategorie aufgestiegen. Unter solchen Bedingungen müsse der Religionsunterricht geradezu zwangsläufig als ein Relikt aus jenen Zeiten erscheinen, in denen es bei Bildung noch um den ganzen Menschen, nicht nur um seine funktionale Brauchbarkeit gegangen sei.



Der Religionsunterricht in staatlichen Schulen sei keine rein kirchliche Veranstaltung oder gar ein kirchliches Privileg. Den Religionsunterricht anzubieten sei "eine Verfassungspflicht gegenüber den Kindern und den erziehungsberechtigten Eltern". Es gehe jetzt darum, wie der Freistaat Bayern diese Verfassungspflicht ausformen wolle. Er sehe aber eine eindeutige Tendenz, sagte Baumgartner: Der Religionsunterricht spiele auch in den Augen der Staatsregierung keine zentrale Rolle. Sie sei dabei, ihn mit kleinen Schritten herabzustufen.

Es gehe nicht an, permanent am Religionsunterricht herumzukürzen und morgen wieder Akademien zu veranstalten, in denen der Kirche mitleidig konstatiert werde, sie habe auch nicht mehr die Prägekraft, um den Grundwasserspiegel für einen wertebezogenen Grundkonsens in der Gesellschaft zu garantieren. Es gehe ferner nicht an, über Gewalt an Schulen zu klagen und nach Katastrophen wie in Freising und Walpertskirchen "Betroffenheitsliturgien zu feiern und Staatsgottesdienste anzusetzen, aber die ohnehin geringen Möglichkeiten einer ganzheitlichen moralischen und religiösen Erziehung auszudünnen". Baumgartner rief dazu auf, sich entschieden gegen die Streichungspläne der Staatsregierung zu stellen und einen entsprechenden Antrag der Vollversammlung "in die gesamte Diözese zu tragen".

Auch zu Plänen für eine vorschulische Erziehung und Bildung äußerte sich der Diözesanratsvorsitzende kritisch. Es gebe allen Grund, für Verbesserung zu sorgen. Aber es könne nicht zugelassen werden, dass im Rahmen solcher Neuüberlegungen das Elternrecht auf die Erziehung der Kinder in irgendeiner Weise ausgehöhlt werde. Es gebe Bildungsplaner, denen es offensichtlich nur noch um staatliche Aktivitäten und um den staatlichen Zugriff auf die Kindheit des Kindes gehe, nach dem Motto "je früher dies geschieht, um so besser". Man gewinne den Eindruck, "als sei das Elternhaus das eigentliche Hindernis für den Bildungsfortschritt". Dagegen müsse daran festgehalten werden, dass das Erziehungsrecht der Eltern Vorrang vor allen anderen Erziehungsinstanzen habe. In der Neuordnung vorschulischer Erziehung und Bildung müsse die religiöse Bildung ihren angemessenen Platz erhalten, forderte Baumgartner.  (wr)

Anmerkung: Wortlaut Professor Baumgartner im Internet www.erzbistum-muenchen.de 


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