Engagement für christliche Schulkultur in Würzburg
- 120 Teilnehmer beim zweiten Schulpastoral-Tag in Würzburg
- Ganztagesbetreuung bestimmendes Thema
- Veranstaltung wird 2005 neu aufgelegt
Würzburg (POW) Mit einer humanen Schulkultur haben sich rund 120 Religionslehrer sowie Jugend-, Pastoral- und Gemeindereferenten am Samstag, 6. März, im Kilianeum - Haus der Jugend beim zweiten diözesanen Schulpastoral-Tag auseinandergesetzt. Achim Engelking, zuständiger Haupt- und Förderschulreferent der Regierung von Unterfranken, gab Einblicke in die Entwicklung der Ganztagesbetreuung an unterfränkischen Schulen.
Unter Anleitung von Helga Kiesel und Ulrich Geißler vom Referat Schulpastoral lernten die Teilnehmer außerdem neue Ansätze für die tägliche Arbeit kennen. In Arbeitskreisen und Gruppendiskussionen erfuhren sie unter anderem mehr über Erlebnispädagogik, Organisationsentwicklung, Ökologisches Lernen, Stilleübungen, Bibelprojekte und Supervision. Nach Aussage Geißlers leistet Schulpastoral einen Beitrag zur Mitgestaltung eines humanen Schullebens und wendet sich an alle Menschen in der Schule: an Schüler, Lehrkräfte, technisches Personal und Eltern.
Laut Engelking bieten derzeit 35 Einrichtungen Ganztagesbetreuung an. Der überwiegende Teil liege mit 20 im Hauptschulbereich. Von den übrigen entfielen zehn auf Realschulen und vier auf Gymnasien. Nur eine Einrichtung ist im Förderschulbereich angesiedelt. Die Angebote bei den Hauptschulen seien fast durchweg neu. Ziel der Regierung sei es nicht, flächendeckend auszuweiten. "Ganztagesangebote sollen punktuell nur da eingesetzt werden, wo es nötig ist", betonte Engelking. Grundsätzlich gelte für alle Einrichtungen, dass sie freiwillig statt verpflichtend sein sollten - weder für Schule noch für Schüler. "Wenn eine Schule das Gefühl hat, wir brauchen das, dann sollen sie es machen", fasste der Referent zusammen.
Dazu brauche es Lehrer mit Herzblut, die sich auch mal am Nachmittag engagierten, und ein offenes pädagogisches Konzept. "Das wollen Schüler", versicherte Engelking. Schule mache einfach mehr Spaß, "wenn es auch mal ins Schwimmbad geht". Oberstes Gebot sei, dass Ganztagesbetreuung familienunterstützend, nicht ergänzend, verstanden werde und bedarfsgerecht angelegt sei. So habe beispielsweise jede Schule ihr eigenes Konzept entwickelt.
Konkret sehe dies so aus: Nach dem Unterricht nach Stundenplan stünde zunächst die Mittagsverpflegung an. Es folgten Hausaufgabenbetreuung oder Förderunterricht, je nach Wissenstand der Schüler und Interessen der Schule. Ab etwa 15.30 Uhr könne es in die Freizeitgestaltung übergehen. Hier seien örtliche Vereine oder Musikschulen willkommen. Oft ließen sich angebotene Arbeitsgruppen damit verzahnen. Unablässlich für gelingende Ganztagesbetreuung sei der zuständige Träger als Gesamtkoordinator. Viele Schulen greifen laut Engelking dabei auf freie Träger zurück, allein wegen deren Erfahrung und des qualifizierten Personals. Die Kosten teilen sich Staat und Kommunen zu je 40 Prozent, ein Fünftel zahlen die Eltern. Pro Schüler flössen an staatlichen Mitteln bis zu 720 Euro pro Schuljahr bei 15 Betreuungsstunden die Woche, bis zu 540 Euro bei 10 Stunden.
Neben klassischer Ganztagesbetreuung gäbe es derzeit unterfrankenweit fünf Modellschulen mit Ganztagesklassen, berichtete der Regierungsvertreter. In Aschaffenburg, Münnerstadt, Schweinfurt, Würzburg und Zeil/Sand am Main probierten Schüler und Lehrer gemeinsam aus, wie durchgehende Schulpräsenz von 8 bis 16.30 Uhr aussehen kann. "Insgesamt gibt es 19 Stunden mehr Unterricht, die Lehrer bekommen dafür aber keine Zusatzstunden, sondern lediglich Zeit-Fenster zur Vorbereitung. Jede Schule erhält 35.000 Euro pro Modellklasse", sagte Engelking. Dafür fänden sich Fächer wie Gesprächskreis, Sozialtraining und Projektarbeit in den Stundenplänen.
Bestes Beispiel, wie sich Kirche für staatliche Aufgaben stark mache, seien Schulprojekte in Großostheim, Haßfurt und demnächst Markheidenfeld, ergänzte Schulpastoral-Referent Geißler. Dort hätten kirchliche Mitarbeiter auf je unterschiedliche Weise Ganztagesbetreuung übernommen. "Die Kirche hat somit auch finanzielle Ressourcen in gelingendes Schulleben im christlichen Sinn investiert." Dass diese Kooperation beispielhaft sei, fand auch der Regierungsvertreter: "Ideal wäre es, wir könnten diese Vernetzung im Interesse aller Beteiligten ausweiten."
Aufgrund der positiven Resonanz findet am 16. April 2005 ein weiterer Schulpastoral-Tag statt. Nähere Informationen zur Arbeit des Referats Schulpastoral im Internet unter www.schulpastoral.bistum-wuerzburg.de.