Pressemitteilung Erzbischöfliches Ordinariat
München „Größte Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft“ - Schulischer Religionsunterricht in Bayern sehr geschätzt
Schulreferent Pfanzelt: Zunehmend kommen auch UngetaufteMünchen, 8. März 2007 (ok) Der schulische Religionsunterricht in Bayern sei „die größte Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft“. Keine andere Einrichtung erreiche so viele getaufte und zunehmend auch ungetaufte Kinder und Jugendliche. Dies erklärte der Schulreferent der Erzdiözese München und Freising, Domkapitular Erich Pfanzelt, vor den Dekanen der Erzdiözese, die sich am Mittwoch und Donnerstag, 7. und 8. März, in München unter anderem mit der Situation des Religionsunterrichtes befassten.
Der Religionsunterricht genieße nach wie vor bei Schülern, Eltern und Lehrern große Akzeptanz und Wertschätzung. In der Grundschule gehöre er zu den beliebtesten Fächern. 95 Prozent aller getauften Kinder nähmen dort am Religionsunterricht teil. Eine interessante Entwicklung gibt es nach Angaben Pfanzelts auch bei ungetauften Kindern und Jugendlichen. Inzwischen nähmen allein in der Erzdiözese 38.000 Kinder und Jugendliche in Grund- und Hauptschulen als „Gastschüler“ am katholischen Religionsunterricht teil, fast ebenso viele, 36.000, an den weiterführenden Schulen.
Pfanzelt, der auch der für den schulischen Religionsunterricht in allen bayerischen Bistümern verantwortliche Leiter des Katholischen Schulkommissariats in Bayern ist, kritisierte, dass außerhalb Bayerns der Religionsunterricht zunehmend in Frage gestellt werde. Es werde versucht, die Kirchen aus ihrer Verantwortung für den Religionsunterricht hinauszudrängen und einen religionskundlichen bzw. Ethikunterricht in staatlicher Verantwortung zu etablieren. Unter Hinweis auf eine „multireligiöse Gesellschaft“ werde der Rückzug der Kirchen aus dem konfessionellen Religionsunterricht gefordert. Sie hätten kein Monopol auf Sinnantworten und behinderten durch konfessionelle Profilierung die gesellschaftliche Integration. Pfanzelt argumentierte, die Aufgabe des konfessionalitätsprinzips würde den schulischen Religionsunterricht „innerlich aushöhlen und zu einer inhaltsarmen Religionskunde entwerten“.In Bayern habe der schulische Religionsunterricht „noch große Möglichkeiten“. Dieser Herausforderung müssten sich verstärkt auch die Seelsorger, die Pfarreien und die diözesanen Räte stellen.
Der „qualifiziert geleistete Religionsunterricht“ bleibe ein Eckpfeiler und sichere so dieses Fach in der Schule. Pfanzelt wies darauf hin, dass die Schule sich immer stärker auch zu einem „Lebensraum für Schüler“ entwickle. Die Hauptschule werde sich zunehmend hin zu einer Ganztagsschule entwickeln. Diese Entwicklung müsse auch von kirchlicher Seite aufmerksam beobachtet, begleitet und mit schulpastoralen Angeboten unterstützt werden.
In diesem Kontext gewinne das kirchliche Angebot an Schüler für „Tage der Orientierung“, die Sinn- und Lebensfragen junger Menschen behandelten, eine neue Aktualität. Die dazu von der organisierten „Schulpastoral“ des Schulreferates vermittelten Angebote und Impulse sollten verstärkt in den Pfarrgemeinden aufgegriffen und nach Möglichkeit auch mit pfarrlichen Aktivitäten, beispielsweise der Jugendarbeit, vernetzt werden. „Wir tun den Kindern und Jugendlichen einen großen Dienst, wenn wir sie mit solchen Angeboten immer wieder aus dem Schulalltag herausholen“, sagte Pfanzelt.
Der Schulreferent nahm auch zu immer wieder diskutierten „multireligiösen Feiern“ aus schulischen Anlässen Stellung. Er empfahl ausdrücklich, an konfessionellen Schulgottesdiensten festzuhalten. Laut Schulordnung habe jede Konfession das Recht, die Schüler ihrer Konfession zu solchen Gottesdiensten einzuladen. Sicher seien auch ökumenische Gottesdienste richtig und gegebenenfalls auch einmal multireligiöse Feiern. Er habe aber „die dringende Bitte“, dies nicht zur Regel werden zu lassen, sagte Domkapitular Pfanzelt. In der Diskussion der Dekanekonferenz wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass etwa bei Einbeziehung muslimischer Schüler in multireligiöse Feiern nicht beachtet werde, dass es bei muslimischen Gläubigen gar keine Praxis analog zu der von Christen praktizierten Gebetsordnung gebe, wie sie beispielsweise in der Form von Schulgebeten und Schulgottesdiensten ihren Ausdruck finde. (wr)