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Mehr religiöse Praxis in der Schule wagen
Bischofspapier betont die katechetische Dimension des Religionsunterrichts


Mit ihrer Schrift „Katechese in veränderter Zeit“ (Nr. 75) werben die deutschen Bischöfe dafür, neue Wege in der Weitergabe des Glaubens – auch im Religionsunterricht - in den Blick zu nehmen. Zwar sei nicht alles kirchliche Handeln schon Katechese, aber alles kirchliche Handeln habe eine katechetische Dimension.

Die Tradierung des christlichen Glaubens steht heute vor neuen Herausforderungen. Christwerden hat für viele seine Selbstverständlichkeit verloren. Veränderte gesellschaftliche Bedingungen haben häufig zu einer Infragestellung christlich geprägter Sinn- und Deutemuster geführt. Die fraglose Weitergabe des Glaubens als "Erbe" von Generation zu Generation ist eher selten geworden. Eine Neubesinnung auf das Anliegen der Katechese im Handeln der Kirche ist dem jüngsten Katechesepapier deshalb wichtig. Dem Glauben soll verstärkt ein Gesicht gegeben werden.

Dabei sollte sich auch der Religionsunterricht seiner katechetische Dimension erinnern und sich für gelebtes Christentum öffnen. Mehr religiöse Praxis also auch in der Schule. Da in Familien heute kaum noch religiöse Erfahrung vermittelt wird, werde der Religionsunterricht für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen zum dem Ort, an dem sie den christlichen Glauben überhaupt erst kennen lernten. Damit die Schülerinnen und Schüler den christlichen Glauben auch als Lebensvollzug erfahren könnten, brauche der Religionsunterricht – wie auch andere Schulfächer in ihren jeweiligen Bereichen – den Kontakt zu außerschulischen Lernorten des Glaubens: Personen und Gruppen in der Gemeinde, das Kirchengebäude, kirchliche Einrichtungen, Orden usw. In dem Maße die Ganztagsschulen ausgebaut werden, eröffnet sich auch der Schulpastoral ein neues katechetisches Handlungsfeld. Eine gelingende Zusammenarbeit von Religionsunterricht, Schulpastoral und Gemeindekatechese erfordere jedoch von allen Beteiligten eine verstärkte Kooperationsbereitschaft.



Wir dokumentieren im Folgenden den Abschnitt über den Religionsunterricht im Wortlaut:

Der Religionsunterricht in der Schule leistet einen wichtigen Beitrag zur Weitergabe des Glaubens; hier geschieht Glaubensvermittlung unter den Bedingungen schulischen Lehrens und Lernens. Der Religionsunterricht orientiert sich dabei sowohl am Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule als auch am Verkündigungsauftrag der Kirche.

Im Unterschied zur Katechese, die in der Regel einen ersten Bezug zum Glauben voraussetzt, wendet sich der Religionsunterricht in der Schule nicht nur an gläubige und glaubenswillige, sondern ebenso an suchende und Zweifelnde sowie sich ungläubig verstehende Schülerinnen und Schüler. Trotz ihrer unterschiedlichen Verortung in der Schule bzw. in der Gemeinde bleiben Religionsunterricht und Katechese aufeinander bezogen und bedürfen der wechselseitigen Ergänzung und Kooperation. Denn auch im Religionsunterricht geht es „nicht nur im ein Bescheidwissen über Religion und Glaube, sondern immer auch um die Ermöglichung von Religion und Glaube selbst“ (Würzburger Synode 2.5.3).

Da in vielen Familien heute kaum noch religiöse Erfahrungen vermittelt werden, wird der Religionsunterricht für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen zu dem Ort, an dem sie den christlichen Glauben kennen lernen und der es ihnen über viele Jahre hinweg ermöglicht, sich mit Glaubens- und Lebensfragen auseinander zu setzen.

Damit die Schülerinnen und Schüler den christlichen Glauben auch als Lebensvollzug erfahren können, braucht der Religionsunterricht – wie auch andere Schulfächer in ihren jeweiligen Bereichen – den Kontakt zu außerschulischen Lernorten des Glaubens: Personen und Gruppen in der Gemeinde, das Kirchengebäude, kirchliche Einrichtungen, Orden usw. Deshalb ist heute neu nach der katechetischen Dimension des Religionsunterrichts und nach dem Verhältnis von Katechese und Religionsunterricht zu fragen.“

In den letzten Jahren hat die Schulpastoral zunehmend an Bedeutung gewonnen. In ihrem Bemühen um eine humane Gestaltung des Lebensraums Schule eröffnet sie auch Erlebnis- und Erfahrungsräume für das Gemeindeleben. Damit dies gelingen kann, bedarf die Schulpastoral der Vernetzung mit anderen Lernorten des Glaubens, insbesondere mit der Gemeinde. Die gelingende Zusammenarbeit von Religionsunterricht, Schulpastoral und Gemeindekatechese erfordert jedoch von allen Beteiligten eine verstärkte Kooperationsbereitschaft.--

Quelle: Bistum Limburg, 16.01.2005

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